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Vinnergi Germany: Schwedisch-deutsche Allianz für Europas digitale Zukunft

Wie der Markteintritt des Technologieunternehmens Vinnergi den Infrastrukturausbau in Deutschland verändern soll

Pünktlich zur ANGA COM 2025 firmierte das deutsche Glasfaserunternehmen Vivax Net zur Vinnergi Germany GmbH um. Ein strategischer Schritt, der weit über einen bloßen Namenswechsel hinausgeht. Die neue Marke steht für eine europäische Wachstumsvision aus Schweden, die auf die Digitalisierung und die Energiewende in Deutschland abzielt. Denn hinter der Umfirmierung steckt mehr als ein Rebranding: Es ist der Beginn einer ehrgeizigen Expansion der schwedischen Vinnergi AB. Das Unternehmen ist ein führender Technologieberater für digitale Infrastrukturen. Die Schweden haben sich mehrheitlich an Vivax Net beteiligt und bringen ein breites Portfolio an Lösungen für Glasfaser, 5G, Smart Grids und Gebäudetechnologie nach Deutschland mit.

Dieser Artikel ist in der Cable!vision Europe 04/25 erschienen, das PDF können Sie hier herunterladen | Autor: Uwe Pagel, Press'n'Relations

Von Glasfaser bis Gebäudeautomation

Vivax Net war bislang vor allem als Generalunternehmer im Glasfaserausbau bekannt und zählte Unternehmen wie OXG (ein Gemeinschaftsunternehmen von Vodafone), die Deutsche Telekom oder 1&1 Versatel zu seinen Kunden. Dieser Kernbereich bleibt auch unter dem neuen Namen bestehen. „Der Netzbau wird auch in Zukunft ein zentrales Standbein bleiben”, sagt Heinz Honemann, der die deutsche Gesellschaft weiterhin als Geschäftsführer leitet. Doch das Angebot wird nun sukzessive deutlich erweitert. Im ersten Schritt will Vinnergi Germany mit schlüsselfertigen Lösungen für 5G- und Mobilfunknetze punkten, inklusive Standortsuche, Bau und Antenneninstallation – ähnlich wie in Schweden, wo diese Angebote im Geschäftsbereich „Communicate“ gebündelt werden. Daneben steht im Bereich „Power” die künftige Netzinfrastruktur für die Energiewende im Fokus. Das Portfolio reicht hier von der intelligenten Kombination erneuerbarer Energien – etwa Solarparks mit Batteriespeichern – über den Ausbau der Ladeinfrastruktur bis hin zu Beratungsangeboten und Dienstleistungen im Netzbetrieb, etwa für den Aufbau digitaler Netzwerkinformationssysteme (NIS). Perspektivisch kommen im Bereich „Living“ dann Angebote für die Gebäudeautomation und Smart-Building-Konzepte hinzu. „In Schweden sind wir in den drei Geschäftsfeldern sehr erfolgreich. Diese Kompetenzen bringen wir jetzt auch nach Deutschland“, sagt Vinnergi-CEO Pierre Wallgren.

Open Access als Blaupause

Ein zentrales Element des skandinavischen Erfolgsmodells ist das Prinzip Open Access, also der offene Zugang zu Glasfasernetzen für verschiedene Dienstleister. In Schweden hat sich dieses Modell flächendeckend etabliert und sorgt für eine hohe Netzauslastung sowie eine große Angebotsvielfalt – selbst in ländlichen Regionen. Mehr als 200 Stadtwerke betreiben solche Netze, dazu kommen etwa 1.000 kleine, gemeinnützige Glasfasernetze, die die sehr ländlichen und oft abgelegenen Gebiete in Schweden versorgen – mit einer ähnlich großen Produktvielfalt wie in den großen Städten. „Viele davon unterstützen wir mit Dienstleistungen und Plattformlösungen wie unserer OSS/BSS-Software Flow“, erklärt Wallgren. Diese modulare Plattform wird derzeit für den deutschen Markt adaptiert. Mit diesem offenen Betriebsunterstützungssystem lassen sich unterschiedlichste Vorgänge individuell abbilden. Das System wird von der jeweiligen Plattformgesellschaft betrieben und ermöglicht eine zentrale Koordination der Abrechnungen für Netzentgelte und Ähnliches. Aufgrund seiner hohen Skalierbarkeit und Flexibilität kann es an verschiedenste Konstellationen angepasst werden. Doch Vinnergi denkt weiter: In Schweden dienen dieselben Plattformen längst nicht mehr nur für Internet oder TV. Auch Energieanwendungen und smarte Dienste wie Lastmanagement, Home-Automation oder Sicherheitslösungen laufen über dieselbe Infrastruktur.

Ganzheitlicher Ansatz

Ein wichtiger Trend in Schweden ist das ganzheitliche Management der Glasfasernetz- und der Smart-Grid-Infrastrukturen. Immer mehr Stadtwerke vereinen diese beiden bisher getrennten Bereiche und sorgen so für mehr Effizienz und Synergien. Parallel dazu wurden modulare Software-Plattformen geschaffen, über die sowohl die Glasfasernetz- und Kundenservices als auch die Smart-Grid-Logik über ein einheitliches Interface bedient werden können. Eine weitere Vorbildfunktion könnte die verbreitete überregionale Zusammenarbeit von Stadtwerken und Kommunen sein. Gemeinsam betreiben sie Breitbandunternehmen und andere Kooperationsunternehmen und senken so die Kosten für alle Beteiligten. Dieses ganzheitliche Denken möchte Vinnergi Germany auch deutschen Stadtwerken und Kommunen zugänglich machen.

Umsetzungspartner von der Planung bis zum Betrieb

Neben Technik und Infrastruktur soll künftig auch Beratung eine wichtige Rolle spielen. Das dazugehörige Beratungsportfolio wird schrittweise ausgebaut und wird künftig von der Entwicklung von Geschäftsmodellen über Prozessoptimierung bis hin zu High Level Network Design und Merge & Consolidation Services reichen. „Denn es reicht nicht aus, digitale und energetische Infrastrukturen nur zu bauen. Sie müssen auch effizient betrieben werden”, sagt Honemann. Damit will sich Vinnergi Germany als ganzheitlicher Umsetzungspartner im Markt positionieren.

Kulturelle Passung als Erfolgsfaktor

Dass der Einstieg von Vinnergi bei Vivax Net nicht überraschend kam, hat einen einfachen Grund: Man kennt sich bereits seit Jahren. „Wir haben gemeinsam an Modellen gearbeitet, wie sich die funktionierenden Strukturen des schwedischen Marktes auf Deutschland übertragen lassen“, berichtet Honemann. Dabei habe sich eine große kulturelle und strategische Übereinstimmung gezeigt. „Das war die Basis für die Entscheidung zur Mehrheitsbeteiligung.“ Wallgren ergänzt: „Wir verfolgen gemeinsam die Vision, ein führender Zukunftsintegrator für kritische Infrastrukturen zu werden.“ Die neue Vinnergi Germany GmbH ist dafür das Sprungbrett. Mit über 500 Mitarbeitenden in 25 Niederlassungen in Schweden, einem starken Partnernetzwerk in Deutschland und einer klaren strategischen Roadmap sieht sich das Unternehmen gut aufgestellt.

Fazit: Europa denken, lokal umsetzen

Mit dem Eintritt von Vinnergi in den deutschen Markt beginnt ein neuer Abschnitt für beide Unternehmen, aber auch für viele Stadtwerke, Netzbetreiber und Energieversorger, die künftig auf skandinavisches Know-how zugreifen können. Durch die Verbindung von technischer Expertise, Plattformintegration und strategischer Beratung möchte Vinnergi zu einem Zukunftspartner für die digitale und energetische Infrastruktur Europas werden.